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Fibel Geschichten

Vor Ort erzeugt

Bergblick fürs Huhn – ein Gespräch mit Familie Krötz aus Farchant zum Eierdirektverkauf

Gespräch

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Familie Krötz – Viehwirtschaft und Hühnermobile im Nebenerwerb, eierlastige Direktvermarktung und ein tierisches Zusam-
menleben mit vier Generationen.

Sandkiste, Sonnensegel, exklusiver Bergblick – was nach 5­-Sterne­Urlaub klingt, beschreibt ein Hühner­mobil auf den Wiesen vor Farchant. Dort sorgt die Hühnerschar der Familie Krötz täglich für frische Eier. Das erfreut sich zunehmender Nachfrage, sagen Lisa, Theresa und Josef Krötz bei einem Treffen auf ihrem Hof. Alle drei haben zwei Ausbildungen, sprich exter­ne Berufe und werfen sich zusätzlich ins Stallgwand.

Was braucht ein Huhn, um glücklich zu sein?
Eier SW Interview Eierwagen Hofherde

„Beim Direktverkauf be-
kommt der Bauer am meis-
ten für die Arbeit, die er in
Tier und Haltung hinein-
steckt. Darum unterstützt ein Kauf ab Hof auch wirklich den Betrieb.“

Ein Huhn braucht frische Luft, die Möglichkeit zu scharren, einen sauberen Rückzugsort und gute Ver­ pflegung. Es muss sich frei bewegen dürfen – heißt es kann raus, muss aber nicht raus. Wir haben auch richtige Stubenhocker, die gerade im Winter nur schrittweise vor die Tür gehen.“

Gibt es denn einen „Murnau Werdenfelser“
unter den Hühnerrassen?

Nein“, schmunzelt Lisa Krötz. „Wir haben Braune Bovans, die sind eher ruhig und bleiben am Boden.“

Klingt nach original Werdenfelser Gemüt und
einer stimmigen Tier-Mensch-Beziehung …

„Ja und sie legen auch gut, wir halten mittlerweile ca. 900 Hühner. Auch immer mehr Wirtshäuser und Ho­tels kaufen Eier bei uns, das ist schön. Und Hähne gehören ebenfalls dazu, denn Hühner leben in klei­neren Gruppen, die jeweils von einem Hahn zusam­mengehalten werden, so Josef. Angebrütet wird nicht, denn die Eier fallen direkt auf ein Förderband im Hühnermobil.“

Was steckt in so einem Hühnerwagen und wo
gibt es die Eier?

„Gutes Futter wie
Grobkorn und
frisches Gras
beeinflussen den
Geschmack und
die Farbe des
Eidotters.“

„Der Wagen hat Solarzellen auf dem Dach, ist also energetisch autark, hat eine automatische Klappe und mehrere Ebenen im Innenraum. Dort wird gefressen, getrunken und gelegt. Die Eier werden täglich mit dem Eieraufzug vorgeholt und direkt, also unsortiert, in Schachteln gefüllt. In unserem Verkaufshäusl an der Farchanter Hauptstraße verkaufen wir sie dann in 10er und 6er-­Einheiten zu je 4 € und 2,40 €.“

Und was passiert mit dreckigen oder beschä-
digten Eiern?

„Die werden natürlich auch verwertet, am liebsten zu selbstgemachtem Eierlikör. Aber auch ein klassisches Spiegelei is einfach richtig guad!“

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Bichlerhof, Familie Auer
Milchvieh mit Nachzucht
im Haupterwerb, Direkt-
verkauf frischer Milch und
weiterer lokaler Produkte
aus Automaten direkt ab
Hof in Farchant

Diese grundehrliche Einstellung zu eigenen Erzeugnis­sen ist auch bei der Familie Auer zu finden. Mitten im Farchanter Ortskern, wo der Betrieb zu finden ist, suggeriert der erste Blick den Milch­-an­-Molkerei­Bauern­hofklassiker. Und der Zweite? Offenbart Überraschen­des! Denn hinter der geranienbepflanzten Fassade schießen zunehmend Eigengewächse aus dem Boden.

Wie kamt ihr darauf, eure Milch direkt im
Automaten zu verkaufen?
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„Die Idee stammt von Ludwig“, sagt Irmgard Auer. „Los ging’s mit einem Automaten, an dem man fri­sche Milch zu 1,20 €/Liter direkt in Glasflaschen ab­füllen kann. Da sind alle Vitamine erhalten und vom Geschmack her erinnert es viele an die Kindheit. Heute fließt ein Teil an die Berchtesgadener Molkerei und der Rest in die eigene Milchtankstelle.“

Aber da sind noch weitere Automaten und
Produkte in eurem Verkaufsstand ….

„Wir machen immer wieder unterschiedlich große Mischpakete, die Kunden per Zettel vorbestellen können. So wird das ganze Rind genutzt und nicht nur das Steak“.

„Ja, ich bin außer Landwirtschaftsmeister auch gelernter Metzger“, erzählt Ludwig. „Da kam irgendwann der Wunsch auf, unser Fleckvieh als Zweinutzungsrind zu vermarkten – also auf Milch und Fleisch zu setzen und beides zu verkaufen. Wir wollten weg vom Großschlachthof und drum werden unsere Kühe seit 2014 komplett im Garmischer Kreisschlachthof geschlachtet und weiterverarbeitet, das mache ich selbst. So ging’s immer weiter und mittlerweile gibt es bei uns auch selbstgemachte Marmeladen, verschiedenste Schmankerl im Glas, eigenen Apfelsaft und bald auch Kartoffeln.“

Bauernhöfe und Geschäfte, die regionale Erzeugnisse verkaufen. Um sich als Anbieter und Verbraucher noch besser zu finden, wurde der Marktplatz eingerichtet, der zum Eintragen und Besuchen einlädt.