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Fibel Geschichten

Kühe im Stall

Eine Frage der Haltung – damals und heute

quote final

mit Gedanken von Milchviehbauer Alois Kramer und ergänzendem Wissen aus der rinderhaltenden Landwirtschaft

Rückblick

Ochsen waren früher im Landkreis echte Exportschlager. Man hat sie für Land- und Forstwirtschaft abgerichtet und anschließend gewinnbringend ins Unterland verkauft. Aber auch in der Region selbst waren Zugochsen sehr begehrt und zum Beispiel Wamberg für gut ausgebildete Jungtiere bekannt.

Auf neue Sicht

Kurz nach der Geburt kommen Kälber eines Milchviehbetriebes von der Mutter weg. Der erste Impuls beim Hofbesucher? Mitleid! Aus landwirtschaftlicher Sicht gibt es dafür aber bestimmte Gründe. Zum einen kann die Kuh nur so für uns Menschen gemolken werden. Zum anderen erzählen Bauern auch, dass Kälbchen aus der Saugflasche besser trinken und schneller zahm werden. Das ist vor allem mit Sicherheit im Stallalltag gleichzusetzen: „Tödliche Unfälle sind in der Regel von nicht zutraulichen Tieren verursacht, die ihren Nachwuchs verteidigen und Menschen gegenüber aggressiver reagieren.“

Lebenslauf

„Ein Ochsengespann musste zusammenpassen, auch optisch, und man hat die Tiere sogar mit Platten auf den Zehen beschlagen.“

Der weibliche Milchviehnachwuchs geht als Jungrind meist auf die Alm, wird ab 24 Monaten besamt, bekommt mit knapp 3 Jahren das erste Kalb und produziert anschließend zum ersten Mal Milch. Eine robuste und fruchtbare Milchkuh wird dann um die 10 Jahre alt.

Eine Frage der Haltung

„Die Ganzjahresanbindung sollte nicht sein, da brauch ma nicht redn. Die Kombinationshaltung ist aber was anderes! Sie besteht aus Sommerweidehaltung und Winteranbindestall, was zu unseren natürlichen Bedingungen passt.“

stellt sich beim Gros der Bauern nicht. Im Gegenteil. Sie ist klar wie Rindsbrühe und klingt in ihrer Essenz wie folgt: „Ich schau auf meine Tiere ja genauso wie auf meinen Grund und Boden.“ Gemeint ist, dass man auf den meisten Höfen das vereinfachte „Kuh an der Kette“Bild nicht so stehen lassen kann. Dafür ist von Seiten der Bauern viel zu viel Herzblut im Spiel. Und auch, wenn es bei uns im Landkreis noch die Form der Anbindehaltung gibt, muss man genauer hinschauen und mehr darüber wissen:

Auf den vereinzelten Höfen, wo Rinder noch ganzjährig angebunden sind, geschieht das nicht einfach nur so. Der Stall liegt meist mitten im Ort und verfügt weder über Erweiterungs, noch über Weidemöglichkeiten in Laufnähe. Nichtsdestotrotz hat diese Form keine langfristige Perspektive und mündet im Konsens der Kombinationshaltung.

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Kombinationshaltung meint, dass die Tiere im Wechsel zwischen Angebunden-Sein und Sich-Bewegen-Können gehalten werden. Wobei genau das bei uns eigentlich schon immer so ist. Denn normalerweise verbringen die Tiere den Winter im Stall und werden im Sommer auf die Weide getrieben. Im Zuge der Initiative TierwohlRind haben die Vertreter aus Landwirtschaft, Milchbranche und Politik den Begriff neu defi niert und mit Bewegungsgarantien verknüpft:

  • Minimum sind 120 Tage Bewegung im Jahr für Milchkühe,
  • Bewegung umfasst Weide, Laufhof, Abkalbe- und Trockensteherbucht
  • 2 h Bewegung pro Bewegungstag
  • 4,5 m² Platz pro Tier in Bewegung bei mind. 16 m² zusammenhängende Fläche, Eingestreuter Fress- und Liegebereich mit Tiefstreu, Stroh oder Sägemehl.
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Bei der Laufstallhaltung sind zwei Ansätze üblich. Zum einen, die Rinder ganzjährig im Laufstall zu halten und zum anderen, sie zusätzlich im Sommer noch auf die Weide zu treiben.