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Fibel Gesichter

Moment mal…

Interview mit Klaus Solleder – Blickwechsel Mähpolitik – Von begleitendem Wissen zu gemeinsamen Aufgaben

MF 2020 1022 Zugspitz Region 0029
Klaus Solleder

Lebt Landwirtschaft und Landratsamt

Als Fachbereichsleiter, Milchviehhalter und Kreisobmann im Bayerischen Bauernverband

Warum mäht man so oft wie man mäht?

„Um das Grünfutter für unsere Tiere vor Ort zu erzeugen und nicht zukaufen zu müssen. So schließt sich der regionale Futterkreislauf. Dabei arbeiten wir mit der Natur – im nördlichen Landkreis wird dank milderer Witterung zwischen vierund sechsmal gemäht, im südlichen nur um die dreimal.“

Es gibt den Vorwurf, das wäre zu oft und die Bauern
würden die Flächen ausbeuten …

„Ich sag‘s mal so. Wir haben zweimal einen Vor-Ort-Termin mit Herrn Hartmann vom B‘90/die Grünen gehabt und der hat gesagt, dass wenn es überall eine Landwirtschaft wie die unsrige geben würde, bräuchten wir kein Volksbegehren „Rettet die Bienen“. Und wenn man sich dann noch vor Augen führt, dass über 90% unserer gesamten Fläche nach Naturschutz- und Kulturlandschaftsprogrammen bewirtschaftet wird, müsste das den Blick verändern. Wir können gar nicht willkürlich Mist und Gülle hinfahren und davon abgesehen – der Bauer möchte doch im nächsten Jahr von seinem Feld wieder was haben. Viele Vorgaben samt der Düngeverordnung sind für unseren Landkreis völlig überzogen.“

Und welche Probleme gibt es noch?

Derzeit zwei wesentliche Themen. Auf der einen Seite das drohende Ende der Kombinationshaltung und auf der anderen Seite die Wiederansiedlung von Wölfen. Die Kombinationshaltung ist in unserer Bergregion die traditionelle Form der Tierhaltung. Jungtiere verbringen den Sommer im südlichen Landkreis auf der Alm und im nördlichen Landkreis auf Viehweiden. Auch die Milchkühe gehen tagsüber auf die Weide und alle Tiere verbringen dann den Winter in einem geräumigen Anbindestall. Wenn diese Haltungsform verboten wird, auch weil sie angeblich vom Einzelhandel nicht mehr vermarktet werden kann, stirbt unsere kleinstrukturierte Landwirtschaft in den Dörfern aus. Genauso verhält es sich mit dem Wolf. Wenn es hier standortreue Wölfe gibt, treibt niemand mehr seine Tiere auf Alm oder Weide, denn unsere Tiere sind wie Familienmitglieder. Ich ziehe doch kein Kitz, Lamm oder Kalb groß, damit es Wolfsfutter wird. Die Schlussfolgerung ist: Man hört auf. Dadurch verliert nicht nur die Landwirtschaft, sondern die ganze Bevölkerung. Unter anderem auch, weil der Erhalt unserer natürlichen Artenvielfalt direkt an den bewirtschafteten und beweideten Flächen hängt.